Wichtige Eckdaten der Flippergeschichte

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  • 1947 erfindet der Gottlieb-Techniker Harry Mabs die Namensgebenden Flipperhebel, mit dem die Spieler aktiv ins Spielgeschehen eingreifen können. Der erste Flipperautomat hieß Humpty Dumpty. Die Flipper sind zunächst von außen nach innen schlagend und eher am Spielfeldrand angeordnet, die spätere und zweifellos bessere Lösung erfolgt erst einige Jahre später.
  • Um 1950 ist der Markt nach einem anfänglichen Boom mit den neuartigen Flipperautomaten gesättigt und die meisten Hersteller ziehen sich vorerst zurück. Während der 1950er teilen sich nahezu ausschließlich Gottlieb und Williams den Weltmarkt. Bally und CDI stellen nur vereinzelt neue Flipper vor.
  • 1954 geschieht die Einführung von mechanischen Rollenzählwerken und Geräten nicht nur für einen, sondern auch für 2 oder 4 Spieler. 4-Mann-Flipper werden zu 90 % für den europäischen Raum gebaut, die US-Spieler favorisieren immer noch die 1-Mann-Flipper. Die Herstellung der 2 und 4 Spieler war sehr teuer. Der erste „four player“ wurde in einer Auflage von nur 500 Stück erstellt! Super Jumbo
  • Ab 1956 werden Holzbeine und Holzkassentüren schrittweise durch solche aus Metall ersetzt.
  • 1960 tauchen die ersten Geräte in einem modernen Metal-Rail-Gehäuse auf, das grob gesehen bis heute Gültigkeit behielt. Das Kopfteil (Lite-Box) sitzt nun auf einem Halsstück (Pedestal), wodurch die Geräte eine elegantere Form erhalten. Nahezu von Beginn an waren die Flipper einstellbar für 3 oder 5 Kugeln pro Spiel. In der Schweiz spielt am in der Regel das 5-Kugel-Spiel.
  • 1961 erscheint der letzte Flipper mit der altmodischen Punkteanzeige durch Leuchtfelder (Millionenflipper). Geräte für 2 und 4 Spieler besaßen mit wenigen Ausnahmen schon immer Rollenzählwerke.
  • 1963 steigen Bally und CDI (Chicago Coin) voll in den Flippermarkt ein, den sie zuvor nur sporadisch belieferten.
  • 1964 wird der Kugelheber schrittweise abgeschafft und die automatische Kugelvorlage eingeführt.
  • 1966 erscheint mit Bally’s Capersville der erste 4-Mann-Flipper mit Multi-Ball-Spiel (3 Kugeln zeitgleich möglich).
  • Ab 1969 werden zunehmend neue Flipperhebel von 3 Zoll Länge verwendet. Zu dieser Zeit ist der Flipper auch in Deutschland ein fester Bestandteil der Jugendkultur. Begriffe wie „ausgeflippt“, „Game Over“ und „Tilt“ werden zu eigenständigen Ausdrücken, die sich in der Umgangssprache verankern.
  • 1970 beginnt die Inflation der Zählwerke mit der Verwendung von stationären Nullen. In diesem Jahr wird auch der Outhole-Bonus erfunden, eine Punktzahl, die während des Spiels aufgebaut wird und beim Verlassen des Spielfeldes aufgezählt wird. Der Hintergedanke dabei war, die verbreitete Unsitte, den Flipper beim Verlust der Kugel zu treten und zu schlagen, zu verhindern, weil im Falle des Tilt diese Wertungen dann verloren gingen. Der Outhole-Bonus wird nach kurzer Zeit zum unverzichtbaren Spielelement und zu einem wichtigen Bestandteil aller Flipper.
  • 1975 erreicht ein Bally mit dem Flipper Wizard! erstmals eine Produktionszahl von über 10.000 Exemplaren.
  • 1976 setzt sich der Trend, real existierende Personen, Filme oder sonstige bekannte Dinge als Flippermotiv zu verwenden, durch. Dies gab es schon davor, aber nicht in der Form offizieller Lizenzierung. Erstmals seit Jahrzehnten gibt es wieder verspiegelte Buntglasscheiben. Mit Elton John als Captain Fantastic wird ein solcher Kult-Flipper hergestellt. Dieser Flipper ist der erfolgreichste EM-Flipper aller Zeiten
  • 1977 produziert Bally mit Night Rider den ersten elektronischen (Solid-State-)Flipper in Großserie. Versuche und Kleinserien derartiger Geräte gab es seit einigen Jahren. Zunächst erscheinen die meisten Flipper in elektronischer und elektromechanischer Ausführung. Mitte 1978 ist diese Übergangszeit beendet, lediglich Gottlieb hält bis Ende 1979 auch an der Elektromechanik fest. Erstmals erreicht ein Flipper (Eight Ball) eine Produktionszahl über 20.000. Ab sofort werden kaum noch 1- und 2-Mann-Flipper gebaut.
  • 1977, 1978 und 1979 sind die erfolgreichsten Jahre für die Flipperindustrie überhaupt. Alle vier großen Hersteller, angeführt von Bally, verkaufen mehr Stückzahlen denn je. Die Gerätevielfalt ist enorm, einige kleine Hersteller kommen hinzu, es erscheinen auch einige sogenannte Cocktailtisch-Flipper.
  • Ab 1978 erscheinen, ausgelöst durch Atari, die von 1977 bis 1979 Flipper in Großserie anboten, von allen Herstellern überbreite Wide-Body-Flipper, die mit Beginn der Krise Anfang der 1980er wieder verschwinden. Wide-Body-Flipper gab es allerdings schon länger, speziell Williams brachte vereinzelt welche auf den Markt.
  • Ende 1979 erscheint sowohl der erste sprechende Flipper als auch der letzte elektromechanische Flipper.
  • 1980 reagiert die Flipperindustrie auf die starke Konkurrenz der Videospiele, mit Double-Level-Spielfeldern und jeder Menge neuer Features, welche die Flipperfanatiker wie nie zuvor begeistern, die Masse der Spieler auf Dauer aber abschreckt.
  • 1981 präsentiert Gottlieb den letzten 1-Mann-Flipper. Die bis dato sehr konservative Firma führte 1980 den Lautsprecher im Kopfteil ein und baute mit wenigen Ausnahmen von 1980 bis 1982 fast ausschließlich Wide-Body-Flipper, wovon jedoch nur wenige erfolgreich waren.
  • 1982 findet, ähnlich wie 1975-76 aus Spanien, eine „italienische Invasion“ statt, die jedoch nach nur zwei sehr erfolgreichen Geräten rasch wieder abebbte. Die amerikanischen Firmen haben starke Absatzprobleme, es erscheinen einige sehr seltsame Mutationsgeräte, die versuchen, Flipper und TV-Spiel zu kombinieren.
  • 1983 befindet sich die Flipperindustrie auf einem ersten völligen Tiefpunkt. Drei Gründe waren dafür hauptausschlaggebend: Die ungeheure Beliebtheit der Bildschirm-Spielautomaten, die Tatsache, dass mittlerweile fast genausoviele Flipper in Privathaushalten wie in der Öffentlichkeit standen, und die neue Flippergeneration, die durch ihre komplizierten Spielsysteme die Masse der Gelegenheitsspieler abschreckte. TV-Automaten waren außerdem weniger störanfällig und weniger pflegeintensiv als Flipper, was für den Aufsteller bares Geld bedeutete. Erschwerend hinzu kam noch der damals immens hohe Dollar-Kurs. Bally und Gottlieb ließen, ohne Erfolg, von Ende 1984 bis Mitte 1986 Flipper in Deutschland herstellen, was wenige Jahre zuvor noch völlig undenkbar gewesen wäre.
  • 1983 und 1984 erscheinen nur wenige, einfacher aufgebaute Flipper basierend auf Erfolgsgeräten des vorigen Jahrzehnts, ohne jedoch deren perfekte Optik zu erreichen.
  • 1985 erscheinen erstmals alpha-numerische Displays (bei Gottlieb-Geräten).
  • 1986 beginnt ein neuer Boom. Die Geräte nehmen die Form an die sie bis heute innehaben, mit bedeutend höheren Gehäusen, Rampen und Spielzeugen auf den Spielfeldern und teilweise zusätzlichen Aufbauten und Lampen auf dem Kopfteil. Ziel des Spieles ist nun nicht mehr einzig, die Kugel lange im Spiel zu halten und Punkte zu sammeln, sondern auch, komplexe Aufgaben zu erledigen. Die Elektronik passt sich dem Können des jeweiligen Spielers an und reguliert den Schwierigkeitsgrad des jeweiligen Spiels bzw. reguliert die Freispielgrenzen.
  • 1986 erscheinen auch die ersten Rückscheiben mit Foto-Motiven, diese werden nicht mehr auf das Glas gedruckt, sondern als bloße Folie hinterlegt. Derartige Scheiben sind im Gegensatz zu den sehr empfindlichen Siebdruckscheiben immun gegen Temperaturunterschiede und Feuchtigkeit, bieten aber keinen „Glamour“ mehr.
  • 1988 gehen die Verkaufszahlen wieder stark nach unten, lediglich Williams, seit einigen Jahren unangefochtener Marktführer, kann noch gute Stückzahlen absetzen und übernimmt die Bally-Flippersparte.
  • 1991 erscheint das Dot-Matrix-Display und ersetzt die verschiedenen Zählwerke.
  • 1992 und 1993 erlebt der Flipper nochmals einen Boom. Etwa seit dieser Zeit erscheinen fast ausschließlich nur noch Geräte mit lizenzierten Themen, meist von Filmen. Bally startete den Trend zu Lizenz-Themen im zweiten Drittel der 1970er. Gottlieb folgt bald darauf, Williams schließt sich als letzte Company diesem Trend an.
  • 1994 tauchen wieder einige Wide-Body-Flipper auf.
  • 1995 beginnt erneut eine Krisenzeit für die Flipperindustrie, aus der sie bis heute nicht mehr herausfinden konnte. Im Gegensatz zur Krisenzeit Anfang der 1980er, in der abgespeckt wurde um Kosten zu sparen, werden nun trotz der Absatzprobleme aufwändigere und durchdachtere Flipper denn je produziert. Die teilweise recht seltenen Flipper dieser Baujahre zählen in Fanchreisen zu den beliebtesten und meistgesuchten wie zum Beispiel der Medieval Madness oder auch der Cirqus Voltaire
  • 1999 scheiterte teilweise der Versuch von Williams/Bally, eine neue Generation von Flippern mit integriertem Bildschirm zu etablieren. Die zwei Geräte „Revenge From Mars“ sowie „Star Wars Episode I“ fanden zu wenig Aufmerksamkeit. So beendete auch der zweite, neben Sega Pinball, verbleibende Flipperhersteller Williams seine Produktion. Im gleichen Jahr wurde Sega Pinball durch Gary Stern dem ehemaligen CEO von Data East/Sega aufgekauft und in Stern Pinball umbenannt, wobei auch ein Großteil der Williams-Angestellten übernommen wurde.
  • Ab 2000 war Stern Pinball fast ein Jahrzehnt der einzige verbliebene Flipperhersteller mit einer bis heute andauernden erfolgreichen Flipperproduktion.
  • 2011 erhielt Stern Pinball durch Jersey Jack Pinball wieder Konkurrenz. Mit Jersey Jack Pinball war wieder ein ernstzunehmender Hersteller mit eigener Entwicklung und Produktion in den Markt eingetreten.

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